In den Räumen der Stadtwerke Sindelfingen konnte der FDP-Kreisvorsitzende und
Landtagsabgeordnete Hans Dieter Scheerer zahlreiche Gäste zur Podiumsdiskussion begrüßen. Es
haben sich Dr. Florian Toncar (FDP, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium der
Finanzen) und Dr. Karl Peter Hoffmann, (Geschäftsführer der Stadtwerke Sindelfingen) in einer
Diskussionsrunde unter Moderation von Jürgen Haar, Chefredakteur der Sindelfinger Zeitung, der
Frage des Abends gestellt: „Ist Energie zukünftig noch bezahlbar?“.

Thema waren die stark steigende Energiepreise auf der einen Seite und die Gas- und Strompreisbremse auf der anderen Seite. Gas- und Strompreise waren zuletzt besonders stark gestiegen. Hoffmann sieht „langfristig eine Vier- bis Verfünfachung der Gaspreise an der Börse“ und daher ergibt sich ein längerfristiges Problem der Haushalte. Toncar ergänzt, dass nicht nur die Energiekosten steigen, sondern die Energiepreise in jedes Produkt eingehen. Eine Preisspirale soll allerdings unbedingt vermieden werden. Er gibt auch zu bedenken, dass „die ganze Mehrbelastung nicht aufgehalten werden kann“. Toncar erklärt, dass zunächst über die Ursachen gesprochen werden muss und hier eine Erweiterung des Angebots geschaffen werden sollte (z.B. LNG-Terminal, Laufzeitverlängerung Atomkraftwerke, erneuerbare
Energien, etc.).

Es sollten alle möglichen Energiequellen diskutiert und alle technischen Optionen
genutzt werden. Eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke sei sinnvoll um Blackouts
vorzubeugen und einen stabilen Energiepreis zu generieren. Hofmann pflichtet bei und erklärt, dass
er keine neuen Atomkraftwerke bauen würde, aber neue Brennstäbe über eine Übergangszeit helfen
würden. Zudem sei jede Technik eine „Entscheidung für eine bestimmte Zeit“.
Nach der Frage ob dieser oder der nächste Winter härter werde führt Hoffmann aus, dass der größte
Teil des Verbrauchs wetterabhängig ist. Es käme daher darauf an, wie streng die Winter werden.
Toncar sieht dagegen auch, dass das Verbraucherverhalten sich ändert. Beispielsweise kann ein
Verbrauchsrückgang von 30% in der Industrie verzeichnet werden bei 1,5 % weniger Output. Die
Stadtwerke Sindelfingen haben ein Konzept zur Gasreduktion in den nächsten 3-4 Jahren. Die Chance
auf eine lokale Unabhängigkeit sehen sie in der Fernwärme (Restmüllheizkraftwerk), einem
Biomasseheizkraftwerk (v.a. Für die Spitzen im Winter) und der Aufbereitung von Biomethan.
Bei der anschließenden Diskussionsrunde wurde die Inkonsistenz zwischen Gas und Strom
problematisiert. Dies ist der Entstehung von Gas- und Strompreisbremse geschuldet. Hinsichtlich der
Gaspreisbremse ist man früher in die Konzeption gestartet mit einer Gaskommission und die Bremse
war zunächst nicht auf den 1. Januar 2023 geplant, weshalb der Dezemberabschlag übernommen
wird als Liquiditätsvorschuss. Die Strompreisbremse war dagegen direkt ab 01.01.2023 als möglich
angesehen worden und deshalb ohne Abschlagszahlung geplant worden. Die Diskussionsteilnehmer
sind sich einig, dass Hilfsprogramme nicht immer sofort perfekt ankommen und eine komplette
Gleichbehandlung nicht möglich sei. Nach Hoffmann habe man sich auf ein System geeinigt, dass „in
der Kürze der Zeit möglich ist; das Maximum das ging“.

Das Fazit der Diskussionsrunde ist, dass die Energiekrise nach Corona und neben dem Ukrainiekrieg
eine der größten Bewährungsproben darstellt. Es wurde bereits viel geschafft, beispielsweise hat das
Finanzministerium sich bereits Ende 2021 auf die Krise vorbereitet. Bisher sind die Auswirkungen weit
weniger gering ausgefallen als die Prognosen vorhergesehen haben, da bereits viel von Staatsseite
geleistet wurde. Das Energiethema wird Deutschland jedoch auch noch in den nächsten Jahren
beschäftigen,