Bericht aus der Leonberger Kreiszeitung vom 8. Juli 2023 (Autorin: Brunhilde Arnold)
Die Leonberger FDP nimmt die Wärmewende in den Blickpunkt. Fachmann Oliver Nick erklärt die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Technik.
Bei Oliver Nick herrscht Hochbetrieb, und das seit geraumer Zeit. Spätestens mit dem steigenden Gaspreis stieg auch die Nachfrage nach Alternativen zum Heizen nochmal kräftig. Der Ingenieur für Heizung-, Kälte- und Klimatechnik sowie für Elektrotechnik hat sich in seinem Leonberger Betrieb auf Wärmepumpen spezialisiert. Mit 15 Mitarbeitern montiert er jährlich dutzende Wärmepumpen in der Region, in neuen Gebäuden genauso wie im Bestand.
Wer jetzt meint, rasch seine alte Ölheizung gegen eine Luftwärmepumpe austauschen zu können, den muss der Fachmann enttäuschen, denn sein Terminkalender ist voll. „Wenn Sie mich heute für einen Vor-Ort-Termin anrufen, kann ich frühestens im Januar kommen“, sagt er den mehr als 30 Zuhörerinnen und Zuhörern, die zur Info-Veranstaltung des FDP-Stadtverbands an den Marktplatz in Leonberg gekommen sind.
Für die Lieferung und Montage einer Wärmepumpe müssten Kunden derzeit mindestens ein Jahr warten, dämpft er die Hoffnung auf die rasche Umsetzung eines solchen Projekts. Dennoch setzt Oliver Nick mit seinem Fachbetrieb schon seit vielen Jahren auf das Thema Wärmepumpe. Die FDP hatte den Fachmann eingeladen, um bei ihrer Veranstaltung unter dem Motto „Wärmewende – was kommt da auf uns zu?“ über Alternativen zu Öl und Gas bei der Wärmeerzeugung zu sprechen. Horst Nebenführ vom Vorstand der Leonberger FDP, der in der kommenden Woche für den ausscheidenden Kurt Kindermann in den Leonberger Gemeinderat nachrücken soll, erläuterte den Diskussionsstand beim geplanten Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung, der auch die FDP angehört.
Der Hintergrund sei der zu hohe Verbrauch fossiler Energie im Gebäudebereich, wenn dieser auch geringer sei als vor 30 Jahren, so der Physiker, der im IT-Bereich tätig ist. Für Heizung und Warmwasser werde immer noch überwiegend Gas und Öl als Energiequelle eingesetzt. Dies zu ändern sei die aktuelle Herausforderung.
Das geplante und aktuell vom Verfassungsgericht gestoppte Gebäudeenergiegesetz GEG sieht vor, dass neue Heizungen mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen müssen. Für einen entsprechenden Heizungstausch in Bestandsgebäuden soll es Förderungen von bis zu 70 Prozent der Kosten bis 30.000 Euro geben, erläuterte Nebenführ. Weitere Förderprogramme stünden zur Verfügung.
Auch für eine vorzeitige Umstellung der Heizung soll es eine Förderung von 20 Prozent geben. Diese würde aber nicht mehr greifen, wenn etwa die Stadt Leonberg bis Jahresende ihre kommunale Wärmeplanung fertiggestellt haben sollte, erklärte Horst Nebenführ. Denn dann würden die Vorgaben des GEG gelten.
Das im Februar verabschiedete Klimaschutzgesetz des Landes verpflichtet Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern, bis zum 31. Dezember 2023 einen kommunalen Wärmeplan als Bestandteil der kommunalen Wärmeplanung zu erstellen. Die Stadt Leonberg arbeitet gerade daran.
Mit Blick auf die Luftwärmepumpen sagte Horst Nebenführ, dass diese bei Kälte einen hohen Stromverbrauch hätten und fragte, ob das die Stromnetze leisten könnten. Heute würden 40 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt, der Rest aus Kohle und Erdgas. Er nannte auch Alternative wie etwa Wasserstoff-Heizungen. Dass Fernwärmenetze in großem Stil gebaut werden, hält er wegen der hohen Investitionskosten für unwahrscheinlich.
Oliver Nick erläuterte im Detail die Funktionsweise und die Anwendungsgebiete von Luftwärmepumpen, die auch in Mehrfamilienhäusern und auch bei großer Kälte funktionierten, dann allerdings mit einem höheren Stromverbrauch. Er kombiniere auch schon längere Zeit Wärmepumpen mit Photovoltaik-Anlagen. Die Zuhörer hatten noch viele Fragen an ihn, etwa nach der Lärmentwicklung der Geräte oder nach Erdwärmepumpen.
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