Ende Mai haben sich mehrere Wirtschaftsverbände aus Deutschland und der Schweiz sowie die IHKs aus den Anrainerregionen der Gäubahn mit der FDP-Landtagsfraktion in Stuttgart getroffen um die Zukunft dieser wichtigen Magistrale zwischen Genua und Rotterdam zu diskutieren. Dabei wurde besonders eines deutlich: Neben dem Personenverkehr ist die Gäubahn auch ein entscheidender Faktor für den Waren- und Güterverkehr und damit die wirtschaftliche Anbindung des Südens Baden-Württembergs an den Bahnknoten Stuttgart. Der Sprecher für den ÖPNV und den Schienenverkehr der FDP-Fraktion, Hans Dieter Scheerer, sieht in der Gäubahn außerdem einen wichtigen Faktor im Kampf gegen die fortschreitende Deindustrialisierung Baden-Württembergs und plädiert weiter für eine Anbindung über Renningen.

„Es ist bedenklich, dass der Güterverkehr in den bisherigen Planungen um die Gäubahn kaum beachtet wurde, obwohl er für die Wirtschaft im Land doch so relevant ist. Vor allem die Strecke zwischen Zürich und Stuttgart wird hier entgegen ihrer wirklichen Bedeutung oft heruntergespielt. Das grüne Verkehrsministerium muss sich deshalb die Frage gefallen lassen, warum es die Bedeutung der Gäubahn für die Wirtschaft nicht erkennt, obwohl sonst die Rufe der Verlagerung des Güterverkehrs weg von der Straße hin auf die Schiene doch immer so laut sind. Unser Treffen mit Wirtschaftsverbänden und IHKs sollte die wirtschaftliche Bedeutung der Gäubahn zusätzlich nochmals herausstellen und an alle Entscheider bei der Umsetzung und Planung der Zuglinie kommunizieren“, resümiert Scheerer.

Laut Aussage der beteiligten Wirtschaftsverbände verläuft der Ausbau der Gäubahn auf deutscher Seite planlos mit großen Zuständigkeitsproblemen und fehlenden Ansprechpartnern. Sowohl für Unternehmen als auch Investoren entstehe dadurch eine große Planungsuntersicherheit. „Die Gäubahn muss daher endlich ausgebaut und so schnell wie möglich an den Bahnknoten Stuttgart angebunden werden. Wir haben schon zu viel Zeit verloren und neben dem Personenverkehr, die Wirtschaft vergessen. Diese braucht ganz klar Planungssicherheit und eine bessere und transparentere Kommunikation. Nicht zuletzt befeuert die Gäubahn sich dann selbst, wenn durch einen besseren Personenverkehr die Attraktivität der angrenzenden Unternehmen für Fachkräfte steigt“, erklärt Scheerer weiter.

 

 

Für die Anbindung der Gäubahn während der Unterbrechung durch die Bauarbeiten für den Pfaffensteigtunnel plädiert Scheerer währenddessen weiter für eine Streckenführung über Renningen: „Die Idee der Bahn eines „Endbahnhofs“ in Vaihingen kann wohl kaum eine Lösung für zehn Jahre sein. Die weiteren Alternativen eines Nordhalts, der selbst noch gar nicht gebaut ist, oder einer Führung über Tübingen, die dann aber den Landkreis Böblingen abhängt, sind auch nicht zielführend. Die Deindustrialisierung Baden-Württembergs schreitet parallel weiter voran und ich habe die ernste Sorge, dass eine fehlende bzw. unzureichende Infrastruktur neben einer kurzsichtigen und strategielosen Wirtschaftspolitik nur ein weiterer Sargnagel für unseren Wohlstand in Baden-Württemberg ist. Es gilt deshalb, zentrale Projekte wie die Gäubahn endlich voranzubringen und den vielen Worten auch Taten folgen zu lassen.“